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Rudolf Edlinger 1940-2021
Rudolf Edlinger, von 2001 bis 2013 Präsident des SK Rapid Wien, ist am Samstag verstorben.

Der ehemalige SPÖ-Finanzminister war zwölf Jahre lang, von Oktober 2001 bis November 2013, Präsident der Hütteldorfer. Unter seiner Präsidentschaft gelangen die letzten großen sportlichen Erfolge der Grün-Weißen: die beiden Meistertitel 2005 und 2008 und die Teilnahme an der Champions-League-Gruppenphase 2005. Im Sommer 2006 schaltete sich Rudi Edlinger persönlich in die Rückholaktion der Rapid-Legende Steffen Hofmann von 1860 München ein.
Rapid-Ehrenkapitän Steffen Hofmann sagt zum Ableben des Ehrenpräsidenten:
“Der Präsi, wie ich ihn gerne nannte, war ein einzigartiger Funktionär und vor allem Mensch. Er hat unseren Klub über mehr als ein Jahrzehnt wie ein echter Sir und Gentleman geführt, sich bei Erfolgen nie in den Vordergrund gestellt, in schwierigen Zeiten hingegen immer die Verantwortung in der Öffentlichkeit übernommen. Er persönlich war es, der mich nach meinem kurzen Gastspiel in München im Sommer 2006 zu unserem gemeinsamen Herzensklub zurückgeholt hat und ich durfte mit ihm eine weit über Rapid oder den Fußball hinausgehende Beziehung pflegen. Jedes Gespräch mit ihm war eine Bereicherung, er wurde für mich rasch zu einer Art Wiener Opa. Ich bin ihm für alles, was er für unseren Klub, aber auch mich persönlich getan hat, unendlich dankbar.”
Wirtschaftlich hat Edlinger, ein gebürtiger Wiener, der von 1997 bis 2000 österreichischer Finanzminister war, während seiner Rapid-Präsidentschaft ganz entscheidende Weichenstellungen vorgenommen, die zur Gesundung des damals finanziell angeschlagenen Klubs beigetragen haben, vor allem, als die Bank Austria als Sponsor ausstieg und durch Wien Energie ersetzt werden konnte. Er hat auch den Neubau des Stadions in Hütteldorf angestoßen, das unter seinem Nachfolger Michael Krammer gebaut und 2016 eröffnet wurde. Zum Amtsantritt von Edlinger im Jahr 2001 hatte das negative Eigenkapital des Vereins fünf Millionen Euro betragen.
Ab 2003 war Edlinger auch Präsident des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes.
Wie man Rapid-Fan wird, beschrieb Rudi Edlinger so: „Als Rapidler wird man geboren! Auch wenn mancher ein halbes Leben braucht, bis er es weiß.“
Als einer seiner bekanntesten Sprüche wird aber immer in Erinnerung bleiben:
„Eher lasse ich meinen Hund auf meine Wurst aufpassen als die ÖVP auf das Geld der Steuerzahler.“
Am selben Tag, als Rudolf Edlinger starb, gab Rapid-Leihspieler Yusuf Demir sein Pflichtspiel-Debüt im Dress des FC Barcelona, als er beim Stand von 0:1 in der 63. Minute auswärts gegen Athletic Bilbao für Martin Braithwaite eingewechselt wurde. Im Alter von 18 Jahren und 80 Tagen gab Demir als jüngster nicht-spanischer Spieler seit dem 17-jährigen Lionel Messi 2004 seine Premierenvorstellung in einem Pflichtspiel für Barca. Der Wiener ist mehr als vierzig Jahre nach Hans Krankls letztem Spiel für den FC Barcelona (1980) der erst zweite Österreicher, der in einer Bewerbspartie für die Katalanen zum Einsatz gekommen ist. Mit Demir gelang dem FC Barcelona am Beginn der „Rapid-Viertelstunde“ noch der Ausgleich durch Memphis Depay (75.).
Rudolf Edlinger würde das sicher gefreut haben. RIP Rudi !
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