Enden sieben Jahre Zorn?
April 16, 2023 at 12:59 am Leave a comment
„HERR, willst du dich für immer verbergen? Wie lange soll dein Zorn noch brennen?“ (Ps 89,47)

Fast auf den Tag genau sieben Jahre sind es nun seit dem letzten Heimsieg des SK Rapid im „Wiener Derby“ gegen den violetten Erzrivalen. Am 17. April 2016 schlugen die Grün-Weißen die Austria mit 1:0 (0:0) im Ernst Happel-Stadion, in dem damals, während des Baus des neuen Allianz Stadions, Rapid seine Heimspiele austrug.
Sieben Jahre – was für eine lange Periode der Sieglosigkeit auf eigenem Platz! Seitdem Rapid im neuen schmucken Stadion spielt, hat man noch nie daheim im Allianz Stadion gegen den Erzrivalen gewonnen. Am Sonntag aber soll es nun endlich soweit sein und die sieben dürren Jahre enden! Bei Rapid übt man sich auch deshalb in Optimismus, weil der Coach, mit dem der letzte Derby-Heimsieg gelang, kein anderer war als der jetzige Trainer: Zoran Barisic!
Neben dem Trainer stehen von der damals vor sieben Jahren durch ein Tor von Tomi siegreichen Mannschaft noch Stefan Auer, Maxi Hofmann und Christopher Dibon im aktuellen Rapid-Kader. Einer von ihnen – der zuletzt konstant in guter Form spielende Stefan Auer – wird wohl am Sonntag beim nächsten Anlauf zum Heimsieg in der „starting XI“ dabei sein!
Mit 26,000 Zuschauern wird das Stadion ausverkauft sein und die Mehrzahl von ihnen erhofft und wünscht sich endlich einen Sieg vor eigenem Publikum, vielleicht sogar – nachdem man nun schon so lange warten muss! – einen deutlichen Erfolg wie beim allerersten Derby zwischen Rapid und den damals noch als „Amateure“ firmierenden Veilchen: im Frühjahr 1911, vor 112 Jahren, gewannen die Grün-Weißen das „Urderby“ gegen die gerade erst gegründeten „Amateure“ mit 3:0, wie im Buch „Alles Derby“ (das 2011 anlässlich von 100 Jahren Wiener Derby erschien) berichtet wird. Dieses erste Aufeinandertreffen war allerdings ein Freundschaftsspiel; das erste Meisterschafts-Derby wurde am 8. September 1911 als allererstes Spiel der damals neu ins Leben gerufenen Wiener bzw. NÖ Fußball-Meisterschaft gespielt.

Dieses offizielle erste Derby endete ebenfalls mit einem klaren Sieg: 4:1 gewann der schon etablierte Arbeiter-Sportclub Rapid gegen den erst im selben Jahr gegründeten gutbürgerlichen „Amateur-Sportverein“.
Von den mittlerweile laut Weltfußball.at gespielten 339 Derbys hat Rapid 136 gewonnen. Die seit 1926/27 den Namen FK Austria Wien tragenden Violetten halten bei 121 Siegen, 82 mal gab es ein Unentschieden.
Das 300. Derby wurde vor ungefähr elf Jahren, am 18. Februar 2012, im Ernst Happel Stadion gespielt und von unserer ganzen Familie besucht. Vom 0:0 ist vor allem das nasskalte Wetter in Erinnerung geblieben.
Und mindestens ebenso kalt war es am 20. März 2022, als ich das bisher letzte Mal bei einem Derby im Weststadion war. Das Spiel endete damals – ebenso wie alle anderen drei Duelle in dieser Saison – 1:1 (1:1). Ich hatte also wieder einmal vergeblich auf den ersten Derby-Heimsieg im neuen Stadion gehofft! Nachher fühlte ich mich nicht nur enttäuscht, sondern auch gesundheitlich gar nicht gut. Am nächsten Tag hatte ich dann einen positiven Corona-Test samt Fieber und verbrachte die nächsten zehn Tage in Quarantäne!

Dass das „große Wiener Derby“ diesmal einen besseren Ausgang nimmt und man sich daran lieber erinnern wird als an die beiden vorgenannten Spiele, das wünschen sich alle bei Rapid. Einer, der dem Derby laut laola1 besonders entgegenfiebert, ist der junge Rapid-Verteidiger Leopold Querfeld, einer der Shooting-Stars dieser Saison.
Der 19-jährige Innenverteidiger, der kürzlich einen neuen Vertrag bei den Hütteldorfern unterzeichnet hat, wird sein drittes Derby spielen und möchte nach zwei Niederlagen unbedingt mit Rapid gewinnen. Dafür motiviert sich der gläubige Christ, der regelmäßig in die Kirche geht, indem er sich – wie er laola1 erzählt – vor jedem Spiel zum Gebet zurückzieht und sich aus der Bibel einen Psalm heraussucht – für das Derby diesmal den Psalm 89.

„Deine Gnade gilt für alle Zeiten und deine Treue, solange der Himmel besteht“, heißt es in Vers 3 des Psalms 89. Und egal, was kommt im Leben, „auf den Herrn ist Verlass“, versichert Vers 9.
„Ich schreibe mir immer im Nachhinein auf, wie das Spiel ausgegangen ist“, erzählt Querfeld, der sich für jedes Spiel einen Bibelvers heraussucht. „Und das Ziel wäre es, einen Psalm zu finden, mit dem ich jedes Spiel gewinne.”
Ob das der Psalm 89 sein wird, bleibt abzuwarten. In ihm ist wahrhaft die ganze Bandbreite von Fußballer- und Fanerlebnissen aufgespannt:
„Kein Feind wird ihn jemals überwältigen, und kein Aufstand kann ihn stürzen“, heißt es in Vers 23, aber zwanzig Zeilen später liest man auch:
„Seinen Feinden hast du den Sieg ermöglicht, jetzt ist ihre Schadenfreude groß“ (Ps 89,43).

Hoffen wir also, dass wir am Sonntag „mit Jubelrufen feiern“ werden (Ps 89,17).
Auf jeden Fall können wir das – unabhängig vom Derby-Resultat – tun, weil der Herr jeden Tag und ganz besonders am Sonntag unser „Grund zur Freude“ ist (Ps 89,16).
Aber für diesen Sonntag wünsche ich mir natürlich auch, dass Leo Querfeld mit seinem Team und den Fans im Weststadion über einen Sieg jubeln kann: den so sehr herbeigesehnten ersten Derby-Sieg im neuen Weststadion.
Nicht nur für Leo, sicher auch für mehrere seiner Mitspieler ist klar, dass Gott die „Quelle ihrer Kraft“ ist (Ps 89,18). Wie wichtig der Glaube für viele Spieler ist, das kann man in dem 2018 vom „Rapid-Pfarrer“ Christoph Pelczar herausgegebenen Buch „Glaube. Liebe. Rapid“ lesen. Das Buch, das laut Pelczar „eine Spur und ein Zeichen“ sein soll für “all jene, die auf der Suche sind und sich als Suchende begreifen“, enthält zahlreiche Glaubenszeugnisse von Spielern, denen der Glaube an Gott wirklich etwas bedeutet.

Also dann: Auf geht’s, Rapid, kämpfen und siegen!
Come on, you boys in green!
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