L’Italia fa tanto male
June 25, 2024 at 6:22 am Leave a comment

Bis zur 98. Minute war es das Modric-Märchen. Doch niemand sonst kann Märchen so gewissenlos beenden wie die Italiener.
Italien tut so weh
Cristiano Ronaldo hat einmal gesagt: „Modric entscheidet, wie wir spielen.“ Toni Kroos sagte über seinen langjährigen Kompagnon, er spiele „wie in Zeitlupe“. Und weil Luka Modric schon immer alles entschieden hat, vor allem, wie schnell und wie langsam sich die Zeiger drehen, machte er sich gestern, mutmaßlich in seinem letzten großen Länderspiel, zum ältesten Torschützen der EM-Geschichte. Mit 38 Jahren und 239 Tagen. Und mit, wie Kommentator Oliver Schmidt sagte, „dem längsten Nachschuss der Fußballgeschichte“. 31 Sekunden nämlich lagen zwischen Modrics Fehlschuss aus elf Metern und seinem Tor zum 1:0, das den Kroaten in der 55. Minute das Achtelfinale beschert hätte. Es war die perfekte Geschichte. Die vom niemals Aufgebenden. Vom so gebrechlich dreinschauenden Mann, der nicht zum ersten Mal, aber jetzt im Greisenalter, sein ganzes Volk schulterte. Und der es wieder einmal schaffte, diesem Druck standzuhalten. Der so stark gewesen war, dass Modric nach seinem Treffer ein bisschen weinen musste. Er sollte auch die märchenhafte Storyline von der alten Garde weiterstricken, die bei diesem Turnier groß aufspielt. N’Golo Kanté, Toni Kroos, Kevin de Bruyne. Jetzt Luka Modric. Ein Märchen. Das längst nicht auserzählt ist. Doch weiß die Welt spätestens seit 2006, dass niemand im Weltfußball Märchen besser beenden, sie für Unfug, nicht wahr erklären kann als die Italiener. Mit allerletzter Lebenskraft nahm sich der junge Innenverteidiger Riccardo Calafiori (Bologna) dem Ende der Geschichte an. Wie eins dieser sehr gut gefälschten Trikots, die es in Ligurien auf den Wochenmärkten für schmale Lira zu kaufen gab, gerierte er sich als Paolo-Maldini-Nachahmung und schritt in die gegnerische Hälfte, das braune Haar kollidierte mit dem Gegenwind. Doch Calafiori marschierte weiter. Sekunden vor Abpfiff und endlich am Strafraum angelangt, legte er den Ball auf den von links mitgelaufenen Mattia Zaccagni. Noch so ein Name, den vor dem Turnier höchstens die Panini-Sammler gekannt haben. Doch auch dem Lazio-Stürmer gelang ein Erinnerungsstück: Wie Alessandro Del Piero 2006 gegen Jens Lehmann schlenzte Zaccagni den Ball am kroatischen Keeper Dominik Livakovic vorbei ins Kreuzeck. Sofort danach war Schluss.

Luka Modric, der an niemanden erinnern muss, weil er selbst der Größte seines Landes ist, weinte wieder. Diesmal vor Trauer. In Kroatien wollte man so lange von einer Goldene Generation sprechen, wie Modric noch dabei ist. England muss nun 3:0 gegen Slowenien gewinnen, damit Kroatien noch das Achtelfinale erreicht. Bei den bisherigen Leistungen der Engländer würde das schon an ein Märchen grenzen
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