„Hanse der Woche“: Johann himself

February 13, 2023 at 10:54 pm 1 comment

Am Valentinstag vor 70 Jahren erblickte am 14. Februar 1953 in Wien das Licht der Welt: der „Jahrhundert-Rapidler Hans Krankl“, dessen Laufbahn anlässlich seines runden Geburtstages auf der Website des SK Rapid dargestellt wird.

Diesen 70. Geburtstag möchte auch der RapidHammer mit einer Ehrung für den „Hansiburli“, wie man ihn in Hütteldorf auch liebevoll nannte, feiern und verleiht daher heute dem Hans den nach ihm benannten „Hanse der Woche“!

Allerdings legte der Hans – was nicht unerwähnt bleiben soll – Wert auf die Feststellung, er heiße gar nicht Hans, sondern Johann („I haß a net Hans, I haß Johann“, meinte er nämlich zu meinem Sohn Johannes, als ich ihm diesen vor Jahren beim 50-Jahr-Jubiläum des “Klubs der Freunde des S.C. Rapid” mit: „Johannes, nicht Hans“ vorstellte). Und deshalb wollen wir den Jubilar in diesem Artikel, der sich sonst weitgehend an den auf der Website des SK Rapid dargestellten Fakten orientiert, auch konsequent so nennen!

Der Sohn eines Straßenbahners begann das Fußballspielen in Favoriten beim KSV Straßenbahn, wo sein Vater Jugendtrainer war. Als zwölfjähriger Bursch kam der Johann nach Hütteldorf und feierte im Frühjahr 1971 sein Debüt in der Kampfmannschaft auf der Pfarrwiese, als der 18-Jährige für Toni Fritsch eingewechselt wurde. In diesem Debut blieb er noch torlos, das änderte sich aber bald: Als Leihspieler in der Regionalliga für den WAC (der später mit der Wiener Austria fusioniert wurde), erzielte der 19-Jährige im Frühjahr 1972 in einem Spiel nicht weniger als acht Treffer.

Natürlich ging es aufgrund der guten Leistungen daraufhin rasch wieder retour nach Hütteldorf und 1974 schon holte sich der damals 21-jährige Vollblutstürmer mit 36 Treffern erstmals die Torjägerkrone in der österreichischen obersten Liga.

Wieder zwei Jahre später konnte der in Mariahilf, dem 6. Wiener Gemeindebezirk, aufgewachsene Johann Krankl über seinen ersten Titel mit Grün-Weiß jubeln: den ÖFB-Cup-Sieg holte sich Rapid gegen Wacker Innsbruck mit einer 1:2-Niederlage in Tirol und einem 1:0-Erfolg im Rückspiel in Wien (Tore für Rapid: Pregesbauer und Pawlek).

Danach avancierte der längst zum Teamspieler gereifte Angreifer auch zum Kapitän der Grün-Weißen.

7 Tore schoss Krankl bei Rapids 11:1-Sieg im Juni 1977 gegen den GAK. Das ist nicht nur der höchste Sieg meiner Rapid, den ich live miterleben durfte, sondern jener mit den meisten Toren in der österreichischen Bundesliga!

Goldener Schuh – Cordoba – Barcelona

Das Jahr 1978 bleibt Johann Krankl und allen seinen Fans sicher als eines der schönsten in seiner Laufbahn in Erinnerung: Für Rapid erzielte er in 36 Meisterschaftsspielen bis heute unerreichte 41 Tore und holte sich somit den „Goldenen Schuh“ für den besten Torschützen Europas.

Johann Krankl wenige Monate vor seinem Wechsel zum FC Barcelona beim letzten Spiel auf der Pfarrwiese, nachdem er sich mit vier Treffern beim 6:0-Sieg des SK Rapid über Admira-Wacker den „Goldenen Schuh“ mit 41 Toren gesichert hatte. Ich war damals auf der Pfarrwiese live dabei!|SK Rapid-Fotoarchiv P. Perszem

Bei der WM in Argentinien erzielte Krankl Tore beim 2:1-Sieg über Spanien und dem 1:0-Sieg über Schweden und war mit einem Doppelpack der „Man of the Match“ beim legendären „Wunder von Cordoba“, dem 3:2-Sieg gegen Titelverteidiger Deutschland, der damit die Heimreise antreten musste. Ein unvergessliches Stück österreichischer Sportgeschichte!

Im gleichen Sommer verabschiedete sich der erfolgreiche Stürmer von seiner Rapid: der große FC Barcelona holte den damals 25-jährigen Angreifer in die ganz große Fußballwelt. Bei den „Blaugrana“ gilt „Hansi“ vlg. „Goleador“ bis heute als Legende! Mit 29 Treffern wurde er Torschützenkönig in der Primera Division und am 16. Mai 1979 Europapokalsieger. Im dramatischen Finale gegen Fortuna Düsseldorf traf Krankl in der 111. Minute zum 4:2 und sorgte für die Vorentscheidung im St.-Jakob-Stadion zu Basel, wo der FC Barcelona seinen ersten Triumph in einem Europacup-Finale bejubeln konnte.

69 Länderspiele mit 34 Treffern – mit dem Doppelpack von Cordoba! Hier ein Bild von der WM 1982, insgesamt traf der Goleador fünfmal bei Weltmeisterschafts-Endrunden © GEPA

Wieder in Hütteldorf – fünf Titel und ein Europacupfinale 

Zur Frühjahrssaison 1981 kehrte Johann Krankl, der schon ein Jahr davor für 17 Spiele bei der Vienna ein kurzes Gastspiel in Wien aufgrund eines Leihvertrages mit dem FC Barcelona hatte, wieder in seine geliebte Heimatstadt zu seinem Herzensverein Rapid zurück. Die Heimkehr läutete eine der erfolgreichsten Zeiten der Klubgeschichte ein: Zwei Meisterschaften (1982, 83) und drei ÖFB-Cup-Siege (1983, 84, 85) sowie der Einzug ins Europacupfinale 1985 stehen zu Buche. Das Finale in Rotterdam, zu dem ich mit einer Busreise gefahren bin, ging mit 1:3 gegen den Everton FC leider verloren, wobei das Ehrentor für Grün-Weiß zum zwischenzeitlichen 1:2 – natürlich – Johann Krankl erzielte.

Großer Jubel beim legendären 5:0-Heimsieg gegen Dynamo Dresden am Weg ins Europacupfinale 1985 | SK RapidFotoarchiv P. Perszem

Weitere Stationen des Jahrhundert-Rapidlers

Insgesamt viermal war der „Goleador“, wie er noch heute genannt wird, österreichischer Torschützenkönig als Rapid-Stürmer, mit 335 Treffern in Bewerbspielen ist er nach Franz „Bimbo“ Binder (395) der treffsicherste Angreifer in der langen Historie des Klubs, für den er 449 Pflichtspiele absolvierte. Bis zum Jänner 1986 spielte Krankl für Rapid, bevor er knapp vor seinem 28. Geburtstag zum Wiener Sportclub wechselte.

Derbytore bejubelte der Erz-Rapidler Hans Krankl besonders gerne | SK Rapid-Fotoarchiv P. Perszem

Der damals schon ergraute Stürmer-Star sorgte noch bis 1989 beim Wiener Sportclub, dem Kremser SC und dem SV Austria Salzburg, den er in die oberste Spielklasse schoss, für Furore.

Trainer beim SK Rapid und Teamchef

Direkt danach übernahm er 1989 für drei Saisonen das Traineramt bei seiner Rapid, ein Titel blieb ihm aber in dieser Funktion leider verwehrt.

1999 wurde Krankl dann anlässlich des 100-jährigen Vereinsjubiläums von den Rapid-Fans nicht nur ins „Team des Jahrhunderts“, sondern zudem zum „Rapidler des Jahrhunderts“ gewählt – eine einzigartige Auszeichnung, die dem bis heute enorm populären Johann Krankl sicher viel bedeutet.

Später war Johann Krankl Trainer bei diversen Klubs (VfB Mödling, FC Tirol, Gerasdorf, Austria Salzburg, Fortuna Köln, Admira) und von 2002 bis 2005 Teamchef des österreichischen Nationalteams. Nach einem Engagement beim LASK im Jahr 2009 beendete er seine Tätigkeit als Fußballtrainer, blieb seinem Sport aber als Experte für das Fernsehen erhalten.

Krankl 2009 als Trainer beim LASK

Seit 50 Jahren ist Johann Krankl glücklich mit seiner Gattin Inge verheiratet und dreifacher Vater und mehrfacher Opa.

Schade ist, dass das Verhältnis Krankl – SK Rapid über viele Jahre nicht friktionsfrei war. Doch auch das dürfte sich zuletzt deutlich entspannt haben – obwohl Krankl wohl keine Funktion im Klub mehr einnehmen wird. Bis heute ist er aber regelmäßig im Einsatz für Sky Sport Austria und steht oft auch bei den Rapid-Spielen im Allianz-Stadion – sozusagen in seinem „Wohnzimmer“ – als Experte auf dem Platz.

Die Popularität des „Goleador“ strahlt aber weit über die Fußball-Community hinaus: Krankl stürmte nämlich schon während seiner Spielerkarriere die Hitparaden, der begeisterte Musik-Fan, der tausende CDs und Vinyl-Platten sein eigen nennt, wurde vor allem mit Hits wie „Rostige Flügel“ und „Lonely Boy“ zum Popstar. Noch heute sorgt er bei Auftritten mit der Band „Monti Beton“ für Begeisterung und schon in den 1990-er-Jahren stellte er seinen Musikgeschmack als „Nachtfalke“ in einer eigenen und mehr als hörenswerten Sendung auf Radio Wien unter Beweis.

Bekannt ist er auch für seine Aussage „wir müssen gewinnen, alles andere ist primär“, die von der deutschen Band Sportfreunde Stiller in dem Lied Wir müssen gewinnen verwendet wird.

Der runde Geburtstag des Jahrhundert-Rapidlers wird nicht nur mit zahllosen Zeitungsartikeln gewürdigt, ORF und Sky Sport Austria widmen dem Jubilar eigene Dokus und im Allianz Stadion steht am Freitag (17.2.) der längst ausgebuchte „Abend für Hans Krankl“ auf dem Programm.

Das Allerbeste zum 70. Geburtstag wünscht der RapidHammer dem Jahrhundert-Rapidler und verleiht ihm den wichtigsten Titel, den dieser Blog zu vergeben hat: den nach Johann Krankl benannten „Hanse der Woche“! Ad multos annos, Goleador!

2005 erschien Johann Krankls Buch mit dem schlichten Titel „Krankl“.

Entry filed under: Uncategorized.

Ausgleichende Gerechtigkeit? Gerhard Niederhuber 1942-2023

1 Comment Add your own

Leave a reply to RapidHammer Cancel reply

Trackback this post  |  Subscribe to the comments via RSS Feed


EXTRA TIME - VERLÄNGERUNG:
Was nach der 90. Minute kommt, entscheidet über Sieg oder Niederlage.

EXTRA TIME - BESONDERE ZEIT:
"RAPIDHAMMER'S FOOTBALL DIARY" bringt Berichte und Gedanken zum Fußball
und zum Leben an sich.
February 2023
M T W T F S S
 12345
6789101112
13141516171819
20212223242526
2728